Stresstest für viele Banken weiterhin hohe Hürde

Die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) schätzt in ihrem kürzlich veröffentlichten Jahresrapport, dass die noch laufenden Stresstests viele deutsche Kreditinstitute in arge Schwierigkeiten bringen werden. Die Branche sei ungeachtet einiger Fortschritte noch immer nicht bei einem angemessenen Geschäftsverhalten angekommen. Zwar hat die BaFin keine konkreten Namen bekanntgegeben, doch ranken sich etliche Spekulationen um mögliche „Wackelkandidaten“ wie die Commerzbank oder die HSH Nordbank. Die Stresstests dienen der Prüfung eines stabilen, bankenrelevanten Unterbaus, der auch in Zeiten deflationärer Entwicklungen und dem Verfall von Wertpapier- und Immobilienpreisen so gestaltet sein sollte, dass die Bank nicht in Schieflage gerät und durch Steuergelder gestützt werden muss. Die derzeit noch laufenden Tests sollen jedoch bald beendet sein, so dass die Ergebnisse daraus Anfang November vorliegen. Dieser Zeitpunkt liegt noch vor dem Beginn der neu strukturierten Bankenaufsicht unter Federführung der EZB (Europäischen Zentralbank).

124 Bankhäuser unterziehen sich den Stresstests

Der europaweite Bankenstresstest kam vor dem Hintergrund taumelnder Kreditinstitute bei negativen Vorzeichen am Kapitalmarkt auf. Der Steuerzahler soll durch die Verbesserung z. B. der Eigenkapitalbasis und der Geschäftsgebaren der Bankhäuser vor weiteren Stützungszahlungen geschützt werden. Die Banken müssten vielmehr selbst die Voraussetzungen für ein Überleben – auch in Krisenzeiten – schaffen. Insgesamt sieht es laut Angaben der BaFin für die 23 deutschen Geldinstitute jedoch recht gut aus, auch wenn einige wenige sich mit den notwendigen Voraussetzungen schwer tun. Der Branchenprimus Deutsche Bank beispielsweise, stärkt aktuell gerade seine Eigenkapitalbasis durch die Ausgabe neuer Aktien an einen Scheich sowie einer weiteren Tranche am Kapitalmarkt. Die Erhöhung des Kernkapitals soll in etwa 8 Milliarden Euro betragen, was die Stabilität beträchtlich erhöht. Auch andere Banken haben mittlerweile Maßnahmen ergriffen, um Ihre Bilanzen und Eigen- und Risikokapitalanteile stabiler zu gestalten. Trotzdem gibt es noch immer einige Geschäftsfelder, mit denen die Experten auch weiterhin hadern – so z. B. hochriskante Spekulationsgeschäfte, die auch weiterhin in recht großem Umfang getätigt werden oder die jüngst bekannt gewordenen Manipulationen am Kapitalmarkt. Hierbei ging es um Devisenkurse, die zu Gunsten bestimmter Investoren manipuliert werden sollten – allerdings dauern die Ermittlungen hierzu noch immer an.

Verbraucherschutz muss gestärkt werden

Der Schutz des Verbrauchers sollte nach wie vor mehr an Bedeutung gewinnen, urteilt die BaFin. Die Anbieter geben ihr Wissen nach wie vor nicht in erschöpfender Form an den Endverbraucher weiter, was die Notwendigkeit des Verbraucherschutzes in unserer sozialen Marktwirtschaft verschärft. Dabei geht es nicht darum, alle riskanteren Finanzprodukte generell vom Verbraucher fernzuhalten, sondern vielmehr um vollständige Aufklärung über alle Risiken. Dazu gehöre auch, dass die Informationen in verständlicher Sprache und leicht ersichtlich in den zugehörigen Verkaufsprospekten veröffentlicht werden. Die Sinnhaftigkeit einfacher Werbeverbreitung (wie z. B. Briefkastenwerbung) von komplexen Finanzprodukten sollte hinterfragt werden, da viele Menschen nicht mehr Thematik vertraut sind und daher leicht einem Irrglauben unterliegen könnten. Anregungen, wie die maßgeblichen Wertpapierprospekte alle 12 Monate zu erneuen, werden von der BaFin begrüßt. Viele Fachleute sind der Meinung, dass eine Mindestanforderung an Finanzprodukte gestellt werden müsste, so beispielsweise eine klare und eindeutige Produktbezeichnung und die Einhaltung europäischer Vorgaben zum individuellen Schutz des Verbrauchers. Auf welche Weise das kontrolliert wird, ist dem Verbraucher letztlich egal, doch es sollte eine entsprechend spezielle und nur dafür zuständige Behörde sein, damit nicht die unterschiedlichen Bereiche wie System- und Marktaufsicht vermischt werden.

Fazit

Die deutschen Banken stehen im europäischen Vergleich in punkto Stressresistenz nicht schlecht da. Die meisten deutschen Kreditinstitute haben nach der vergangenen Finanzkrise Verbesserungen ihrer Eigenkapitalbasis und der grundlegenden Mechanismen durchgeführt oder angekündigt. Trotzdem gibt es noch immer einige wenige Häuser, die beim aktuell laufenden Stresstest womöglich nicht so gut abschneiden. Insgesamt gibt es zudem noch eine Vielzahl von Maßnahmen zur weiteren Verbesserung, wobei die Rolle des Verbraucherschutzes und die Ächtung von hochriskanten Spekulationsgeschäften besondere Bedeutung haben. Der richtige Weg scheint eingeschlagen, doch muss er auch zu Ende gegangen werden.

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