Hans Werner Henze starb am 27.Oktober 2012. In diesen letzten Worte anlässlich seiner Ehrung liegt sein Vermächtnis.
Der am 1. Juli 1926 geborene Komponist Hans Werner Henze schuf mehr als 40 Bühnenwerke und zehn Symphonien. Sein Werk hat in Konzerten, Kammermusik, Oratorien, Liederzyklen und einem aus neun Konzerten bestehenden Requiem Ausdruck gefunden. Zu den internationalen Höhepunkten seines Schaffens zählen die Opern „Der Prinz von Homburg“ (1958/59) und „Der junge Lord“ (1964) sowie die Musikdramen „Elegie für junge Liebende“ (1959-61) und „Die Bassariden“ (1964-65), teils entstanden in der Zeit der fruchtbaren Zusammenarbeit mit der Dichterin Ingeborg Bachmann. Er wurde national und international mit hohen Auszeichnungen bedacht.
Von der persönlichen Begegnung mit Hans Werner Henze anlässlich der Verleihung des KulturPreis Europa, der letzten Ehrung, die der Komponist 2010 erhielt, schreibt Dr. h.c. Dieter Topp, Präsident des KulturForum Europa.
„Ja, Hans Werner Henze, in Deutschland wollen die immer noch etwas von Ihnen, die, mit denen Sie nicht immer übereinstimmten, vor denen Sie zeitweise flohen, mit denen Sie sich erbitterte Kunstkriege lieferten. Sie haben diejenigen alle überstanden. Und Sie haben Recht behalten, so sehr Recht behalten, dass Ihre die Schönheit, gern die des Südens suchende, übergreifende, so individuelle wie eigenwillig kompromisslose Musik bereits heute die eines modernen Klassikers ist,“ begann ich die Laudatio auf den jungen einstigen Rebellen. HWH:“Die Musik selber muss sagen, wie es weitergeht“, entgegnete der von unbändigem Schaffenswillen angetriebenen Henze, der von schweren Verlusten und von Krankheit Gezeichnete, dem die Musik als treibende Kraft bis zuletzt mit neuen kreativen Ideen innewohnte.
Jens Rosteck beschrieb Hans Werner Henze als Ausnahmeerscheinung der deutschen Nachkriegskultur. Seine Opern lösten Eklats aus. Als radikaler Nonkonformist kehrte er der Enge der Adenauer-Jahre den Rücken, um sich in Italien niederzulassen. Als erklärter Pazifist und Antifaschist ergriff er 1968 Partei für die aufbegehrenden Studenten, solidarisierte sich mit kubanischen Revolutionären und beherbergte den vom Attentat genesenden Rudi Dutschke. Er, der stetig daran arbeitete, Kultur aus dem Elfenbeinturm zu holen und sich politisch einzumischen, brachte seine Werke in immer neue Zusammenhänge, sowohl musikalisch wie politisch. „Kultur schafft Toleranz“, so lautet der Slogan des KulturForum Europa, das dem Künstler die (leider) letzte Auszeichnung verlieh, ein Postulat, dem sich Maestro Hans Werner Henze auf musikalisch-kultureller Ebene ebenfalls verschrieben hatte. Den Beweis für die breit gefächerte Umsetzung dieser Idee lieferte der Preisträger an Hand von mehr als 130 Kompositionen und Bühnenwerken in vielen arbeitsintensiven Jahren innerhalb und über die Grenzen Europas hinaus.
HWH : „Komponieren ist für mich eine Angelegenheit des Kontakts mit anderen Menschen.“
Eines seiner großen Anliegen war die Hinwendung zu der jungen Zuschauer- und Darstellergeneration. So waren z.B. in die Uraufführung von GISELA im Rahmen der Kulturhauptstadt Europa „RUHR 2010 und Ruhrtriennale“ im Ruhrgebiet tätige jugendliche Musik- und Theaterschaffende involviert, um durch und mit Henze ihr kreatives Potential und ihre künstlerische Identität zu entdecken, zu fördern, herauszufordern und zu präsentieren. Das Werk verdeutlichte, wie wichtig es manchmal ist, alles hinter sich zu lassen, Neuem gegenüber offen zu bleiben, ohne die Tradition zu vergessen und alles miteinander zu verknüpfen, um schließlich doch zum Ziel zu gelangen, eine Henze-Schöpfung durch und durch, die auch ihn persönlich ausmachte, den es nach Italien getrieben hatte.
Besondere Aufmerksamkeit widmete Henze dem kulturellen Geschehen unter Einbeziehung der Jugend. HWH: „Der Generation wende ich mich zu, der destruktiv nationale Egoismen fremd sein mögen, so dass diese Menschen einmal ihr Vaterland im europäischen Zusammenhang sehen und verstehen“.
„Ein Europa der Bürger von morgen findet nur statt, wenn wir die Jugend von heute in unser aller Denken und Schaffen integrieren und ihnen mit dem Beispiel voran gehen in dem Sinne, dass die Idee Europa eine Chance bedeutet, das Modell friedlichen Zusammenlebens vieler verschiedener Menschen zu sein, deren Verschiedenheit als willkommenes Potential, als Mitgift gesehen wird, als Möglichkeiten, die bei der Lösung der vielfältigen anstehenden Probleme nützlich sein können und nicht etwas Angsterzeugendes, Fremdes, das es zu vernichten gilt“, hieß es dazu in der Laudatio. Durch seine Werke trage Henze zum farbigen Geflecht des sozialen und kulturellen Miteinanders, der Toleranz und Akzeptanz von unterschiedlichen Nationen, Sexualitäten und auch Religionen, nicht nur der Bundesrepublik Deutschland, sondern in Europa und auch darüber hinaus bei, zur Sichtbarmachung, dass Kultur eine Ebene ist, auf der sich das Zusammenleben vieler verschiedener Menschen abspielt, deren Verschiedenheit das Besondere, eine Farbe und Vielfalt ausmachen. „Dabei hilft persönlicher Kontakt, Ängste, Misstrauen und Unverständnis über Grenzen hinweg abzubauen und ein Netz des europäischen und internationalen Miteinanders zu knüpfen. Hans Werner Henze hat durch sein musikalisches Wirken im europäischen Raum nationale Grenzen und kulturhistorische Barrieren seit Jahrzehnten zu überwinden geholfen“, so im Protokoll der Preisverleihung weiter. Der Komponist wurde für sein Werk und zugleich für sein sozio-kulturelles Wirken mit dem KulturPreis Europa ausgezeichnet.
HWH:“Ich wollte immer bei den Menschen sein, im Leben der Menschen und nicht am Rande mit vornehmen Abwendungen.“
Visconti thematisierte seine Sexualität in diesem Sinne niemals öffentlich, hatte aber keine Scheu, sich mit seinen Partnern Zeffirelli, Kier und zuletzt Helmut Berger zu zeigen. Henze zeigte sich dezidiert politisch links, er vertrat eine kompromisslose ästhetische Moderne. Später, als dies zum Adelszeichen wurde, durfte allen klar werden, dass er homosexuell war – historisch war er unangreifbar: eine Dokumentation, eine Errungenschaft, die man nicht außen vorlassen sollte. Hans Werner Henze: Ein Mann und ein Meilenstein. Für eine generelle Umsetzung dieser ihrer Rechte kämpfen noch Tausende Menschen in allen Ländern und viele haben schon ihr Leben lassen müssen. Der schwule Henze hatte in den 60er Jahren der grauen, dumpfen Adenauer-Ära Deutschland verständlicherweise den Rücken gekehrt. Und jetzt waren sie alle da, ihm, dem Unanfechtbaren die Ehre zu erweisen.
Was soll noch erreicht werden? HWH: „Die Musik selber muss sagen, wie es weitergeht.“
Seit 1993 wird der KulturPreis Europa ausgelobt. Die Folge der Preisträger mit Annemarie Renger, ehemalige deutsche Bundestagspräsidentin, Prof. Dr. Helmut Zilk, Bürgermeister von Wien, Prof. Dr. Pasqual Maragall i Mira, Bürgermeister von Barcelona und sein Kollege Antonio Bassolino, Bürgermeister von Neapel und Präsident der Region Kampanien zusammen mit Napoli ’99, der neapolitanischen Bürgervereinigung, Prof. Dr. Dr. Dimitris Th. Tsatsos, Staatsrechtler aus Griechenland, Minister Hans-Dietrich Genscher und Johannes Rau (Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen/Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland), 3sat, das öffentlich-rechtliche Fernsehprogramm von ZDF, ORF, SRG und ARD, Theater in der Josefstadt, Wien und US-Autor Jeff Baron, Istanbul Foundation for Culture and Arts (Türkei), European Broadcasting Union/EUROVISION (CH), die Zagreb Biennale für zeitgenössische Musik (HR), dem ORPHEUS Opernmagazin für 40 Jahre Förderung junger künstlerischer Talente und schließlich dem Regisseur Radu Afrim und Teatrul National Timisoara, dem Ausgangsort der Revolution in Rumänien, diese Folge würdigte der Preisträger Henze ein weiteres Mal, exemplarisch und ganz besonders.
Der KulturPreis Europa ist eine Auszeichnung, die zukunftsorientiert Leistungen auszeichnet, die der Preisträger vielleicht schon in jungen Jahren geschaffen hat, die jedoch – im Vergleich zu anderen Preisen – NICHT abgeschlossen ist. Was kann man einem „jungen“ Künstler, der Weltruhm genießt, noch mehr sagen, als ihm zu all seiner Arbeit, die er bereits geleistet hat und die er in Zukunft recht zahlreich erbringen möge, herzlich zu gratulieren. HWH: „Es ist den Kreativen aufgetragen, immer wieder Forschungsreisen ins Unbekannte zu unternehmen. Es gehört zum Menschsein, dass immer wieder Eroberung von geistigem Neuland unternommen wird, es scheint eine menschliche Notwendigkeit dahinter zu stecken, ein unstillbares, triebhaftes Verlangen.“ Hans Werner Henze starb am 27.Oktober 2012. In diesen letzten Worte anlässlich seiner Ehrung liegt sein Vermächtnis.
Foto PPS: Der Sänger Fausto Reinhart (r.), den das Publikum in der männlichen Hauptrolle der Uraufführung Gisela begeistert feierte, assistierte Dieter Topp (M.) bei der Preisverleihung, die im wahrsten Sinne des Worte schwer wog: Als äußeres Zeichen überreichte er dem Träger des KulturPreis Europa eine wertvolle Schale aus MEISSEN, Europas erstem Porzellan von 1710. Das MEISSEN® Objekt wurde gestaltet, als Hans Werner Henze geboren wurde und eigens zum Tag und Anlass produziert, passend für den jungen Preisträger und so jung wie sein musikalisches Werk.
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PPS-Promotion-Presse-Service berichtet seit 2005 über das Ballett der Staats- und Volksoper Wien (Das Ballett.at) und covert das Int. Istanbul Music Festival und die Istanbul Biennale sowie die Music Biennale Zagreb (seit 2007). Für 2008 sind das Int. Springfestival, das Herbstfestival und Fringe Festival Budapest, das Zemplén Festival im Länderdreieck Ungarn-Ukraine-Slowakei, sowie Wratislavia Cantans (PL) hinzugekommen. In 2008 wurde PPS eingeladen, für das Int. Theaterfestival Bukarest und Timisoara, sowie 2009 für das Underground Festival Arad, (RO), das Libertas Dubrovnik Summerfestival und ZFF Zurich Film Festival zu berichten. Hinzu kam eine jährliche Zusammenarbeit mit zuerich.com/Zürich Tourismus und Stadtmarketing in Zusammenarbeit mit a42. Agentur für Tourismusmarketing.
2010 berichteten wir erstmalig vom BITEI-Theaterfestival in Chisinau/Moldavien unter dem Aspekt der Information über Ost-West-Theater in vorwiegend russisch sprechenden Ländern. 2011 ist das Internationale Theaterfestival Sibiu/Hermannstadt (RO) hinzugekommen; weiterhin berichtet PPS für die Philharmonie (Müpa) Palast der Künste, Budapest (HU). Anlässlich des 3. Int. Theaterfestivals Tbilisi (Tiflis, Georgien) und des 1. Festival of Puppet Theatre, Sachalin, Russland, waren wir 2011 alleinig als deutsche Pressevertreter eingeladen. 2012 wurde die Leitung von PPS als europäischer Beobachter, Berichterstatter und internationaler Juror zum 30. Fadjr Festival nach Teheran gebeten.
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