Ein Besuch in Leipzig gleicht einer Reise in die Geschichte der Gründerzeit. Mit über 15.000 Kulturdenkmälern, darunter gut 12.000 Gründerzeithäusern, ist Leipzig Deutschlands Denkmalhauptstadt. Wir laden Sie ein, auf den folgenden Seiten mehr über Leipzigs Gründerzeit zu erfahren.
Leipzigs Gründerzeit
Entstanden sind die großen Gründerzeitgebiete zwischen 1871 und 1914. Der damalige Wirtschaftsboom ließ Leipzig förmlich explodieren. Die Einwohnerzahl versechsfachte sich auf rund 625.000 Menschen. Neben ausgedehnten Wohngebieten und Villenvierteln entstanden Rathäuser, Postämter, Banken und Krankenhäuser, darunter das Neue Rathaus, das ehemalige Reichsgericht und die Universitätsbibliothek. Der Zustrom an neuen Leipzigern begann mit dem Aufschwung der Großindustrie um 1865. Damals waren die hemmende Zunftordnung abgeschafft und in Sachsen die Gewerbefreiheit eingeführt worden. Begünstigt durch den Eisenbahnbau entstanden Großbetriebe mit Massenproduktion. Wer ein Unternehmen gründete konnte scheinbar über Nacht reich werden.
Der Bedarf an Wohnraum wuchs enorm. Quasi auf der grünen Wiese entstanden deshalb ganze Wohnviertel mit reich dekorierten Fassaden, mit Ladengeschossen und Kaufmannswohnungen in den Vorderhäusern und Arbeiterquartieren in den Hinterhöfen. Typisch für den Baustil des Historismus, umgangssprachlich Gründerzeit genannt, sind die vier- bis sechsgeschossigen Blockrandbebauungen und das Nebeneinander älterer Stilrichtungen. Das reich gewordene Bürgertum suchte nach Repräsentation und drückte das unter anderem in üppigen Fassadenverzierungen und eleganter Ausstattung der Häuser aus.
Denkmäler in Gefahr
Während des Zweiten Weltkrieges blieb Leipzig im Gegensatz zu anderen Großstädten von großer Zerstörung verschont. Umso mehr setzte die Nachkriegszeit der erhalten gebliebenen Bausubstanz zu. Schlicht die Vernachlässigung ließ Leipzigs historische Häuser grau und düster werden. Ein Fernsehbericht schockierte 1989 deutschlandweit mit Bildern einer verfallenden Stadt, zeigte triste Straßenzüge und marode Gründerzeithäuser. Von den 257.000 Wohnungen waren 1990 ca. 196.000 sanierungsbedürftig, davon 103.000 aus der Gründerzeit. Trotz Wohnungsmangels in der DDR-Zeit standen rund 25.000 Altbauwohnungen leer und waren unbewohnbar.
Neue Blütezeit
Glücklicherweise verzichtete man vor 1989 auf Flächenabrisse der maroden Bausubstanz, sodass heute Dank enormer Investitionen ehemals großbürgerliche Wohnviertel wie die Südvorstadt, das Musikviertel und das Waldstraßenviertel bereits nahezu komplett saniert werden konnten. Doch auch die Altbaubestände in Connewitz, Plagwitz und Reudnitz entwickelten sich zu beliebten Wohnstandorten vor allem für Familien. Die grauen Stadtbezirke mauserten sich zu lebendigen und exklusiven Wohnvierteln. 70 Prozent der Gründerzeithäuser sind bereits saniert, die öffentlichen Grünflächen nahmen um 30 Prozent zu. Die Häuser zeichnen sich vor allem durch die vielen, handwerklich hervorragend ausgeführten Details im Inneren und an der Fassade aus. Und die architektonische Erfolgsgeschichte wird fortgeschrieben. Das aktuelle Immobilienmarkt-Rating der Feri Rating & Research AG Leipzig attestiert Leipzig in den kommenden Jahren ein „überdurchschnittliches Investitionspotenzial“ verbunden mit einem „unterdurchschnittlichen Investitionsrisiko“. Gute Aussichten also für Leipzigs Gründerzeitviertel!