Geht dem rumänischen nationalen Theaterfestival die Luft aus oder liegt es am knappen Budjet?

Nur wer sich verändert, kann überleben …

„Rumäniens Theaterschaffende produzieren neue Bühnenstücke wie am Fließband. Doch seit zwei Jahren scheint es beim Nationalen Theaterfestival Bukarest (NFT) kaum Spektakuläres zu geben“, beschwerten sich zahlreiche Besucher der 2012 Festivalausgabe. „Die dringend notwenige Öffnung von einem Europa und international weiten Theatertreffen, dessen zarte Anfänge auf 2008 zurückgehen, die Blüten, die in den darauf folgenden Jahren ihre Pracht entwickelten und Bukarest mit dem zarten Glanz von Internationalität umgaben, sind schon lange vergessen“, ließen eine Menge rumänischer wie internationaler Festival-Besucher verlautbaren.

Als Besucher, der Tendenzen im rumänischen Theatergeschehen schon seit Längerem beobachtet und diese stets als positive Image-Träger nach Europa und im internationalen Raum beschreibt, konnte ich mir in der vergangenen Festivalausgabe Ende Oktober 2012 ein Bild davon verschaffen, was Rumäniens Bühnen in der letzten Saison abgeliefert haben. Alice Georgescu gestaltete als künstlerische Leiterin das Geschehen zum zweiten Mal. Sie bewies den starken Willen, das jährliche Ereignis nicht sterben zu lassen. Manch einer beschrie es als die dramatischste Situation im Theater seit langem. Klappern gehört zum Handwerk.

Regisseur Silviu Pukarete, dem der Fokus des diesjährigen Festivals gewidmet war, wurde in Edinburgh schon 2007 gefeiert und sein Kollege Radu Afrim war erst im vergangenen Jahr in München zu Gast. Aber genügt das alleine? Da werden Serban, Caciuleanu, Tompa, Frunza, Dabija, Cornisteanu, Buzoianu, Maniutiu, Wolcz, Bocsardi, Alexa, Juncu, Manu, Nica, Goga, Milea, Bugnar, Cristache, Pricop und als Gäste Kordonsky und Papke genannt, die der Saison 2011-12 Konturen verliehen: Schauspielernamen schließen sich an, die den Stücken von Shakespeare, Caragiale, Strindberg, Molière. Ibsen, Calderon, Camus Pinter, Bernhard, Naum, Örkeny und auch der Nobel-Preisträgerin Herta Müller „Fleisch, Blut und Stimme“ gaben, so A. Georgescu im Vorwort zum Katalog. Aber wer kennt die Namen, nennt die Personen?

Sich selber zu feiern, macht nicht glücklich und bringt keinen frischen Wind in die einheimische Theaterlandschaft. Wen wundert es, wenn rumänische Sachverständige wie Cristina Modreanu und Michaela Michailov immer wieder ihre offenen Fragen an die Verantwortlichen richten. Ihre rhetorischen Fragen bedürfen keiner diplomatischen Antwort. Künstler, Theatergruppen, und Creative wollen jedoch antworten. Und sie können es, man muss sie halt nur lassen. Und von ihnen erschallt der Ruf nach internationaler Begegnung, Austausch, von- und miteinander zu lernen. Koproduktionen wären dabei ein gutes Mittel in Zeiten finanzieller Notstände, trotzdem aus Rumänien nach Europa und die Welt hinein zu wirken und im Gegenzug Denkanstöße internationaler Provenienz in Rumänien zu implantieren. Die Zeiten von Splendid Isolation sind doch längst vorbei. Im Zeitalter der Globalisierung sind andere, weitergehende, neue Mechanismen angesagt. „Nur wer sich verändert, kann überleben“, habe ich in einer Konferenz gesagt und teils heftige Ablehnung geerntet. Das Festival diene der Ehre und Förderung rumänischer Literatur. Welcher, wurde nicht erwähnt. Man solle rumänisches Geld an rumänische Regisseure und Schauspieler zahlen, sich auf die rumänische Seele besinnen und nicht ausländischen Einflüssen hinterher hängen. Wen wundert’s, wenn sich hier der Hund in den eigenen Schwanz beißt. „Natürlich sind die Schauspieler großartig, die Regisseure einfallsreich, die rumänischen Stücke von besonderer Wichtigkeit; aber muss es sich immer um Rumänien drehen?“ So fragte mich ein Bukarester.

Ich weiß, wie sehr die Publizierung derartiger Gedanken das Aus in Rumänien bedeutet, doch mir liegt Rumänien als ein europäisches Land in mitten der internationalen Weltbühne von Theater und Kultur sehr am Herzen. Und so sei mir gestattet, das wieder zu geben, was mir rumänische Theaterbesucher mitgeteilt haben, die Resonanzen auf meine Anregungen zu beschreiben, denn ich bin kein Theaterkritiker, lediglich ein Reporter. Die vielen offenen Geister, die mich angesprochen- und -geschrieben haben, gehören nun mal zum neuen Image des Landes Rumänien, aus dem ich seit sieben Jahren Positiva in die EU spediere. Kurzum: Meine Neugierde in 2013 muss wieder darauf gestillt werden, im Theaterfestival Bukarest und bei den zahlreichen Anlässen, bei denen ich eingeladen bin zu berichten, aus Zuneigung und Glaube an die Menschen aus Rumänien in unserem gemeinsamen Europa.

Tags: Georgescu, Andrei Serban, Caciuleanu, Tompa, Frunza, Dabija, Cornisteanu, Buzoianu, Maniutiu, Wolcz, Bocsardi, Alexa, Juncu, Manu, Nica, Goga, Milea, Bugnar, Cristache, Pricop, Kordonsky, Papke, Dieter Topp, Radu Afrim, Silviu Pucarete.

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2010 berichteten wir erstmalig vom BITEI-Theaterfestival in Chisinau/Moldavien unter dem Aspekt der Information über Ost-West-Theater in vorwiegend russisch sprechenden Ländern. 2011 ist das Internationale Theaterfestival Sibiu/Hermannstadt (RO) hinzugekommen; weiterhin berichtet PPS für die Philharmonie (Müpa) Palast der Künste, Budapest (HU). Anlässlich des 3. Int. Theaterfestivals Tbilisi (Tiflis, Georgien) und des 1. Festival of Puppet Theatre, Sachalin, Russland, waren wir 2011 alleinig als deutsche Pressevertreter eingeladen. 2012 wurde die Leitung von PPS als europäischer Beobachter, Berichterstatter und internationaler Juror zum 30. Fadjr Festival nach Teheran gebeten.

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