Fußball und Schach – zwei Strategiespiele- haben verblüffend viele Gemeinsamkeit.
In meiner Familie wurde und wird wird viel Schach gespielt. Ich spielte gegen meinen Vater und bei Besuchen in Österreich gegen meinen Onkel, der Landesmeister eines österreichischen Bundeslandes war. Wahrscheinlich liegt es an den prägenden Erlebnissen durch diese Schachspiele, daß mir eines Tages bei einem Bundesliga-Spiel auffiel, daß es Gemeinsamkeiten zwischen Schach und Fußball gibt. Ich wollten diesen Gedanken aber zunächst für mich behalten, denn ich konnte mir gut vorstellen, daß man ihn -und mich vielleicht gleich mit- für verrückt hält.
Fußball ist Kraft, Ausdauer, Geschicklichkeit, Kampf. Es gibt viele Gemeinsamkeiten zu anderen Sportarten z.B. der Leichtathletik.
Ich bin aber nicht der einzige, der Gemeinsamkeiten zwischen Fußball und Schach (sowie anderen Strategiespielen) sieht. Lukas Podolski soll gesagt haben „Fußball ist wie Schach. Aber ohne Würfel“.
Felix Magath, der jüngst seine Position beim Fußballclub Wolfsburg verlor, hat sich zeit seines Lebens mit Schach und Fußball befasst.“Sowohl im Fußball wie im Schach stehen sich zwei Mannschaften in einem abgegrenzten Feld gegenüber, und das jeweilige Ziel liegt auf beiden Stirnseiten in der Mitte“, erläutert Magath.“Daraus leiten sich gleiche Taktiken ab.“ Im Schach sei es das wichtigste Ziel, die Mitte zu beherrschen. „Beim Fußball muss mir das ebenfalls gelingen, denn damit habe ich die Kraft, das Spiel zu entwickeln. So begreift man auch, dass die Position vor der Abwehr ganz wichtig ist. Wenn dieser Raum nämlich dem Gegner zur Verfügung steht, hat er eine unheimliche Kraft, und die Abwehr kann im Grunde wenig machen. Umgedreht müssen die Verteidiger nicht so stark sein, wenn der Raum vor ihnen kontrolliert wird.“
Felix Magath ist nicht die einzige Fußball-Größe, die sich Gedanken zu Schach gemacht hat. Marco Bode (Fußball-Nationalspieler) urteilt über Schach so: „Aus der gleichen Startposition heraus wird immer wieder nach uralten unveränderten Regeln gespielt – doch nach wenigen Zügen entstehen Stellungen, die völlig neu und einmalig erscheinen. Dann begibt man sich auf die Suche nach einer Strategie, versucht seine eigenen Figuren so auf dem Schachbrett zu positionieren, dass sie in einer Weise zusammenwirken, die das plötzliche Erkennen von Kombinationen erlaubt, um die gegnerische Stellung zu „knacken“. Da der Gegner merkwürdigerweise genau das gleiche tut, entsteht ein stetiger Wechsel aus Angriff und Verteidigung. Letztlich entscheidet die bessere Strategie, die genauere Kombination, oft genug aber auch fehlende Aufmerksamkeit über Sieg oder Niederlage. Der Zufall bleibt bei alledem mehr oder weniger ausgeschlossen, und das ist auch gut so, denn der wahre Schachspieler will nicht durch Glück oder durch grobe Fehler des Gegners gewinnen, sondern durch die reine Perfektion seines Angriffs, am liebsten unter Zuhilfenahme einiger herrlicher Opfer!
Im anspruchsvollen Profifußball stellt der Trainer seine Figuren auf, plant seine Züge und zielt auf das Schachmatt des Gegners.
Doch der Trainer ist nicht allein. Die Spieler interpretieren die Strategie des Trainers oder machen ihr eigenes Ding- denn sie können über die reale Aufstellung auf dem grünen Rasen und die Planung der Spielzüge sowie deren Ausführung entscheiden. Fußball ist ein dynamisches Schachspiel mit mehr als zwei Akteuren.
Sportlicher Erfolg im Fußball hat nicht nur mit körperlicher Kraft zu tun, sondern mit einer strategischen Intelligenz, die z.B. auch im Schachspiel zum Erfolg führen könnte.
Fußball fordert das Gehirn mehr ab als Schach. Die Anforderungen des Fußballs seien „vielfältiger und komplexer“ als die Leistung, die das königliche Spiel verlangt ,erklärt der Tübinger Neurologe Prof. Hans- Peter Thier. Beim Schachspielen denken die Spieler eindimensional. Fußball ist dagegen vielschichtiger. Der Profifußballer benötigt ein Raum-und Ballgefühl sowie permanente Koordination zwischen Flug des Balls, Bewegung der Gegenspieler, der eigenen Spieler und des eigenen Einsatzes. „Ständig muss der Fußballspieler den Flug des Balls berechnen und seine Gegner dabei im Auge haben.“
Hans-Peter Oswald
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