Crowdfunding ja- Immobiliencrowdfunding–ganz klar NEIN!!

Ob im Informations-, Kommunikations- oder auch Investitionsbereich – das Zeitalter von Computer, Internet und Co. hat bereits viele Wege eröffnet und ebnet beinah täglich neue. Denn während Gründer etwa vor einigen Jahren noch auf das Wohlwollen eines Kreditgebers angewiesen waren, um ihren Traum zu erfüllen, können sie in der heutigen Zeit auf das Internetphänomen Crowdfunding setzen. Was Gründer dafür brauchen: Eine Idee, Überzeugungskraft sowie Investoren – und schon kann die Finanzierung beginnen. Das Crowdfunding, das wörtlich übersetzt „Schwarmfinanzierung“ bedeutet, basiert auf dem Konzept des Einsammelns von Geld bei einer Online-Community, die sich für das jeweilige beworbene Projekt interessiert und daran beteiligt sein möchte. Zahlreiche Personen investieren so unterschiedlich hohe Beträge in ein bestimmtes Vorhaben, welches auf einer Online-Plattform präsentiert wird. Da das Crowdfunding auf den ersten Blick genauso einfach wie überzeugend wirkt, galt es bei vielen Experten anfangs als kurzer Hype. Doch mittlerweile werden Gründungen sowie Wachstumsvorhaben von Unternehmen zunehmend mit Hilfe dieser Investitionsform finanziert, sodass der „kurze Hype“ immer mehr Zuwachs verzeichnet.


Das Crowdfunding bietet vor allem für Gründer eine enorme Chance, um ihr Traumprojekt in die Tat umzusetzen. Doch Investoren können davon ebenso profitieren, denn eine Investition kann auf der einen Seite vergleichsweise hohe Gewinne bringen, birgt auf der anderen Seite allerdings auch gewisse Risiken.

Crowdfunding vs. Crowdinvesting: Was heißt was?

Zunächst sollten aus Gründen der Klarheit die Begrifflichkeiten Crowdfunding und Crowdinvesting kurz erläutert werden, da es hierbei häufig zu Verwirrungen kommt. Beim Crowdfunding investieren Geldgeber einen bestimmten Betrag in ein Projekt und erhalten als Gegenleistung einen Gegenstand oder ein Produkt mit symbolischem Wert. Denn seinen Ursprung hat diese Art der Finanzierung in der Kunst- und Musikszene. So wurden etwa Vorhaben von Musikern oder Künstlern von Privatpersonen finanziert, ohne dass diese im Gegenzug Geld erhielten. Vielmehr bekamen sie gewissermaßen als Dankeschön eine CD oder ein Foto, da es ihnen eher darum ging, dabei gewesen zu sein.
Das Crowdinvesting ist eine Art des Crowdfunding und wird häufig auch als equity-based Crowdfunding bezeichnet. Hierbei handelt es sich um ein Investment mit finanzieller Gegenleistung. Die Investoren erhalten mit ihrer Kapitalanlage in der Regel Beteiligungen am Unternehmen und profitieren somit vom jährlichen Gewinn, von der Unternehmenswertsteigerung sowie – im Falle des Verkaufs – von den Verkaufserlösen.

Crowdfunding: Von der Idee zum fertigen Produkt

Das Crowdfunding bietet vor allem jungen Leuten mit Ideen die perfekte Möglichkeit, diese in die Realität umzusetzen. Doch wie funktioniert diese Investmentform eigentlich?
Wer ein Unternehmen oder Startup über den neuen Weg finanzieren möchte, der wendet sich zunächst an den Betreiber einer speziellen Plattform und stellt diesem seine Geschäftsidee vor. Ist der Betreiber von der Idee überzeugt und möchte sie unterstützen, wird das Vorhaben für einen begrenzten Zeitraum über das Portal im Internet beworben. In dieser Zeit haben Interessenten die Möglichkeit, sich an dem Projekt zu beteiligen. Die Finanzierung ist jedoch erst dann erfolgreich, wenn die Kapitalgeber insgesamt eine im Vorfeld vereinbarte Mindestfinanzierungssumme („Funding-Schwelle“) zusagen. Aufgrund von Regelungen und Richtlinien der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) werden in Deutschland jedoch bislang fast ausschließlich Crowdinvestings, sprich equity-based Crowdfundings bis 100.000 Euro angeboten. In anderen Ländern wie beispielsweise den USA sind diese Formen des Investments nicht begrenzt. Kommen genug Kapitalgeber beziehungsweise kommt ausreichend Kapital zusammen, dann kann die Gründung des Unternehmens oder des Startups getrost beginnen.

Welche Chancen und Risiken birgt das Crowdfunding?

Wie bereits erwähnt erfreut sich das Crowdfunding immer größerer Beliebtheit, was allein schon impliziert, dass es ein fundiertes Konzept darstellt. Die neue Finanzierungsform enthält enorm viel Potential und kann Gründern den Weg zum eigenen Unternehmen ebnen, wobei auch die Geldgeber im Falle des Crowdinvestings davon profitieren. Doch wo Licht ist, da ist bekanntlich auch Schatten: Das Crowdinvesting, das insbesondere für Unternehmensgründungen von Relevanz ist, bietet zweifelsohne Chancen, ist allerdings auch ein enorm risikoreiches Unterfangen. Die Risiken und Möglichkeiten sind natürlich aus der Sicht des Gründers und aus der des Investors durchaus verschieden und sollen im Folgenden dargestellt werden.

Möglichkeiten und Gefahren aus Gründersicht

Gründer bekommen durch Crowdfunding beziehungsweise Crowdinvesting die Option, bereits in der Frühphase der Unternehmensgründung an ausreichend Kapital zu gelangen, was den großen Vorteil dieser Investmentform ausmacht. Immerhin bleiben die herkömmlichen Finanzierungswege denjenigen Startups mit neuartigen Geschäftsmodellen nicht selten versperrt. Mithilfe des Crowdfundings können Finanzierungslücken geschlossen werden. Zudem macht diese Investmentart kurzfristige Finanzierungen möglich. Denn Crowdfunding-Runden laufen in der Regel über wenige Wochen, sodass das Kapital recht schnell verfügbar ist, sofern die Funding-Schwelle erreicht wird. Doch Apropos Funding-Schwelle: Wird diese nicht bezwungen, kann die Geschäftsidee nicht umgesetzt werden, womit das Produkt beziehungsweise das Geschäftsmodell sogleich einen Markttest erfährt. Halten folglich potentielle Unterstützer die Idee für nicht markttauglich, kann der Gründer diese weiter ausbauen, ohne bereits vorher finanzielle Verpflichtungen eingegangen zu sein. Wenn allerdings erst einmal Investoren gefunden sind, kann dies eine erfolgreiche Verbreitung bedeuten. Immerhin tragen überzeugte Investoren ihre Begeisterung nach außen, vor allem weil sie selbst daran interessiert sind, dass das Vorhaben von Erfolg gekrönt wird. Folglich profitiert das Startup dann von Empfehlungen, die wiederum ermöglichen, dass die Bekanntheit auch über die bestehende Funding-Community hinausgeht. Kapitalgeber können ebenso potentielle Kunden sein, sprich das Crowdfunding kann eine erste Kundenbasis hervorbringen, die den Markteintritt des Unternehmens überaus zu erleichtern vermag. Außerdem hat ein erfolgreiches Crowdfunding eine positive Signalwirkung nach außen. Wenn es dem Gründer zu zeigen gelingt, dass sein Geschäftsmodell auch künftig erfolgsversprechend ist, kann das die Türen für größere Investitionen öffnen.

Nachteilig an einer Crowdfunding-Kampagne ist der hohe Zeit- sowie Arbeitsaufwand. So muss sich bereits im Vorfeld der eigentlichen Funding-Kampagne um einen entsprechend großen Unterstützerkreis bemüht werden, da dieser für den erfolgreichen Start des Projektes entscheidend ist. Denn in der Regel sind diejenigen Projekte am erfolgreichsten, die kurz nach dem Beginn des Crowdfundings schon viele Unterstützer verzeichnen. Darüber hinaus müssen Gründer kontinuierlich und intensiv mit der Crowd kommunizieren, um eine grundsätzliche Vertrauensbasis zu schaffen und auch beizubehalten. Zudem werden beim Crowdfunding nicht nur Erfolge sondern ebenso Misserfolge nach außen sichtbar. Wenn es ein Startup nicht schafft, ausreichend Investoren zu mobilisieren, ergibt sich daraus eine negative Signalwirkung. Ferner kann unter gewissen Umständen eine Crowd zum Störfaktor werden, nämlich dann, wenn die Kapitalgeber mit Entscheidungen der Unternehmensführung nicht einverstanden sind. Etwaiger Ärger wird dabei rasch nach außen getragen und könnte ein schlechtes Licht auf das Vorhaben werfen. Auch sollte der Einfluss, den der Ruf eines Investors haben kann, nicht außer Acht gelassen werden. Fatalerweise können sich Startups ihre Geldgeber kaum aussuchen, nichtsdestotrotz kann ein Anleger mit schlechtem Ruf der Reputation des Unternehmens schaden. Ein Risiko birgt ebenfalls die Tatsache, dass Gründer teils vertrauliche Geschäftsinformationen wie unter anderem das Geschäftsmodell, den Businessplan sowie die Finanzierung öffentlich machen müssen, um potentielle Investoren für ihre Sache zu gewinnen. Beim Crowdfunding werden diese Informationen einer weitestgehend unbekannten Crowd präsentiert, was natürlich die Gefahr erhöht, dass Geschäftsmodelle oder Businesspläne einfach kopiert und übernommen werden.

Chancen und Risiken aus Investorensicht

Für Unterstützer besteht eine wesentliche Chance darin, dass sich ihnen eine Möglichkeit der Geldanlage bietet. Im Gegensatz zu klassischen Fonds können sich Anleger mit Hilfe des Crowdfundings ihr Portfolio gezielt anhand eigener Interessen zusammenstellen. Zudem können Kapitalgeber innovative Geschäftsmodelle unterstützen und dabei selbst entscheiden, wie viel Geld sie investieren möchten. Durch das „Alles-oder-Nichts“-Prinzip, das beim Crowdfunding gilt, haben Investoren zunächst einmal die Sicherheit, dass das Geschäftsmodell, welches sie mitfinanzieren möchten, am Markt bestehen kann. Denn erst wenn ausreichend Kapitalgeber auf die Idee bauen, wird die Investition an das Startup ausgezahlt. Darüber hinaus steht vielen Investoren die Möglichkeit der Mitgestaltung offen. Sie geben folglich nicht nur Geld, sondern können durch Tipps und Impulse auch aktiv zur der Weiterentwicklung von Produkten oder Ideen beitragen.

Nachteilig ist für Anleger, dass es sich beim Crowdfunding um eine hochriskante Investition handeln kann. So ist vor allem in der Frühphase der Unternehmensgründung die Gefahr des Totalverlustes sehr groß. Denn im Fall des Crowdinvestings haben Kapitalanleger häufig nur in Form von nachrangigen Darlehen oder stillen Beteiligungen am Unternehmen teil, wodurch bei einer Unternehmensinsolvenz kaum oder gar keine Rückzahlungen erwartet werden können. Ein Investor hat zudem keinen Einfluss darauf, wo und wie sein Geld im Startup eingesetzt wird. Des Weiteren besteht das Risiko, dass Betrüger den Crowdfunding-Boom ausnutzen und insbesondere Investoren mit wenig Erfahrung hinters Licht führen. Die Gefahr des Missbrauchs schwingt stets mit. Dadurch, dass beim Crowdfunding auch schon Kleinstbeträge investiert werden können, ist dies für Privatpersonen sehr interessant. Diese verfügen allerdings häufig weder über das nötige Branchenwissen noch haben sie generell Erfahrungen in puncto Investment. Somit sind sie nicht nur Betrügern hochwillkommen, sondern sie treffen auch öfter Fehlentscheidungen, wodurch ihre Investitionen um einiges riskanter werden.

Ein Blick in die Vergangenheit: Wie riskant ist das Crowdfunding wirklich?

Beliebt ist das equity-based Crowdfunding aufgrund der enormen Renditechancen. Als prominentestes Crowdinvesting-Projekt in Deutschland wird stets gern der Stromberg-Film genannt. Mit diesem konnten Investoren Renditen von bis zu 50 Prozent erzielen. Doch solche Prozentzahlen sind eher die Ausnahme statt die Regel.
Immer häufiger mussten die Crowdfunding-Portale indes in den vergangenen Jahren Ausfälle verzeichnen, die darauf zurückzuführen sind, dass den jungen Unternehmen schlicht und ergreifend das Kapital ausgegangen ist. Dadurch konnten Sie ihr Projekt nicht am Markt platzieren und folglich ihre Zielvorgaben auch nicht erreichen. Crowdfunding-Experten gehen in Zukunft sogar von einem Anstieg der Ausfälle um 20 bis 25 Prozent aus.

Fazit: Das Crowdfunding ist eine gute Möglichkeit, um angehenden Unternehmern die Chance zu geben, mit ihrer Geschäftsidee an den Markt zu kommen. Für die Investoren kann dabei natürlich auch etwas herausspringen. Nichtsdestotrotz müssen sich Anleger darüber im Klaren sein, dass Renditen im dreistelligen Prozentbereich kaum möglich sind. Vielmehr ist der Totalverlust die ständig begleitende Gefahr. Um dieses Risiko so klein wie möglich zu halten, empfiehlt sich die breit gestreute Investition in unterschiedliche Unternehmen sowie auf verschiedenen Crowdfunding-Plattformen. Generell sollten Kapitalgeber allerdings nur das Geld investieren, was sie für den Erhalt ihres Lebensstandards nicht benötigen.

 

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